Antworten zu Fragen interessierter Bürger
Das Geheimnis des Dreibocks liegt unter der Erde
In den letzten Tagen hat der Bauhof der Gemeinde viele Bäume im Gemeindegebiet gesetzt. Dazu gab und gibt es immer wieder besorgte Meldungen aus der Bürgerschaft. Christoph Zimmermann vom Grünflächenamt hat hier einige Fragen der Bürgerinnen und Bürger aufgegriffen und beantwortet:
Nach welchem System/Standard pflanzt die Gemeinde?
Die Gemeinde pflanzt dort, wo es möglich ist, nach folgenden Normen: DIN 18915, 18916, 18920 sowie den DWA-M162, und den FLL Empfehlungen für Baumpflanzungen 1 + 2. Dies betrifft besonders die neuen Baumscheiben in der Martin-Luther-Straße. Da wir aber nur begrenzte finanzielle Mittel zur Verfügung haben, können wir nicht, wie von manchen gefordert, jede Baumscheibe im Gemeindegebiet entsprechend umbauen.
Wir nutzen stattdessen andere Sorten. So wird zum Beispiel eine normale Winterlinde etwa 20-30 Meter hoch und 10-15 Meter breit. Wir haben stattdessen die Sorte Rancho gepflanzt, welche nur eine Höhe von etwa 10-12 Metern sowie eine Breite von 4-6 Metern erreicht. Aufgrund des gedrungenen Wuchs kann man davon ausgehen, dass dieser Baum besser im urbanen Umfeld zurechtkommt.
Welche Baumarten/Sorten wurden gepflanzt?
Es wurden folgende Baumarten und Sorten im Gemeindegebiet gepflanzt:
Winterlinde (Tilia cordata Rancho)
Feldahorn (Acer campestre Elsrijk)
Platane (Platanus x hispanica)
Hainbuche (Carpinus betulus + Frans Fontaine)
Gemeine Esche (Fraxinus excelsior Raywood
Hopfenbuche (Ostry carpinifolia)
Weidenblättrige Birne (Pyrus salicifolia)
Mehlbeere (Sorbus aria Magnifica)
Glanzmispel (Photina fraseri Red Robin)
Blauglockenbaum (Paulownia tomentosa)
Riesenmammutbaum (Sequoiadendron giganteum)
Rotdorn (Crataegus Paul´s Scarlet
Alle Bäume wurden als Hochstamm oder als Solitär gepflanzt. Es handelt sich hierbei größtenteils um Klimabäume, außer zwei Bäume, die sonst nicht ins Stadtbild gepasst hätten.
Wo bekomme ich das verwendete Spezialsubstrat?
Sie bekommen das verwendete Substrat im Onlineshop der Firma VulkaTec. Wir verwenden Baumsubstrat Vulkatree 0-16 für den Unterbau und Vulcaplus Intensiv 0-12 als Oberboden. Abgemulcht wird mit Lava 2-8.
Warum haben die Pflanzen so einen komischen Dreibock?
Vorweg: Alle Bäume werden jetzt, wo der Boden wieder frostfrei ist, noch einen Dreibock bekommen. Besorgte Anrufe von Bürgern sind gut, zeigt dies doch, dass sich die Anwohner mit den Bäumen vor ihrer Haustür beschäftigen. Doch die Sorgen sind im Grunde unberechtigt.
Die Frage, warum die Dreiböcke so merkwürdig aussehen und was das soll, beschäftigt derzeit nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Gartenbaufirmen aus dem Umfeld.
Des Rätsels Lösung liegt unter der Erde. Bäume sind schlaue Wesen und merken, wenn etwas in Ihre Statik eingreift. Sie planen dies entsprechend mit ein. Ein hoher Dreibock, im schlechtesten Fall mit starrer Fixierung, führt dazu, dass Bäume kaum Energie in die Ausbildung eines statisch guten Wurzelwerkes investieren. Warum sollten sie auch, schließlich werden sie festgehalten.
Daher setzt man seit wenigen Jahren auf niedrige Dreiböcke (DIN 18916 und FLL Empfehlungen für Baumpflanzung Teil 1) mit lockerer Bindung. Bei Wind ergibt die belaubte Krone ein Segel und durch den niedrigen Dreibock ist die Hebelkraft, welche auf die Wurzelkrone wirkt, wesentlich größer. So kann der Baum nicht umfallen, muss sich aber dennoch anstrengen, um sich im Boden sicher zu verankern. Das Resultat sind nach einigen Jahren wesentlich standfestere Bäume, die ein Sturm so leicht nicht umwerfen kann. Das ist nicht nur gut für ein langes Baumleben, sondern auch gut für die Verkehrssicherheit.
Warum werden die Bäume der Gemeinde weiß gestrichen oder bekommen eine Abdeckung aus Schilfmatten?
Dies liegt darin begründet, dass junge Bäume noch sehr empfindlich sind. Besonders im Frühjahr kann sich die Südwestseite der Bäume sehr aufheizen, während es gegenüber noch sehr kühl ist. Durch diese Temperaturunterschiede kommt es zu Spannungen im Holzkörper, welche zu Rissen in der Rinde (Echte Frostrisse) aber nicht im Holzkörper (Falsche Frostrisse) führen können. Diese werden dann oft von Pilzen wie dem Gemeinen Spaltblättling (Schizophyllum commune) besiedelt, welche den Weg für weitere Schaderreger freimachen. Der Baum stirbt in Folge ab. Der Weißanstrich reflektiert hingegen das Sonnenlicht und schützt so den Baum vor dem Aufheizen und den Spannungen im Holz.
Nutzung öffentlicher Grünanlagen
„Garten für Jedermann“ und kein Müllabladeplatz oder Hundeklo
Pflanzen für die Martin-Luther-Straße
Die ersten Bäume und Sträucher wurden gekauft
Heute haben sich unsere Experten für´s Grün von 5°C und Regen nicht abschrecken lassen und bei der Baumschule Ley in Meckenheim über 50 Bäume fürs Gemeindegebiet sowie rund 270 Strauch- und Heckenpflanzen eingekauft.
Ab Februar werden nun diese schönen Pflanzen nach und nach unsere Gemeinde verschönern.
Baumfällungen in der Bahnhofsallee
Hohler Stamm klingt wie eine Buschtrommel
Kastanie am Bahnhof ist marode
Artenschutz in der Baumpflege
Weilerswist kommt in Form
Bauhof rückte den Formgehölzen am Hochzeitsgarten jetzt zu Leibe
Den Bereich Grün der Gemeinde Weilerswist erreicht zurzeit viel Lob, aber es kommen im Moment auch irritierte Rückfragen seitens der Bürgerschaft: Offensichtlich bringt sich die Gemeinde in Form, genauer gesagt, ihre Formgehölze. Doch was ist ein Formgehölz überhaupt und warum schneiden die Baumpfleger der Gemeinde die Bäume so, wie sie es tun? Oft hörten wir die Frage „Wieso werden die Bäume nicht radikaler heruntergeschnitten"? Grund genug, einmal Licht in die Angelegenheit zu bringen.
Als Formgehölze werden Bäume bezeichnet, die entweder von Ihrem Wuchs oder durch gärtnerische Eingriffe eine unnatürliche aber architektonisch schöne Form erhalten wie zum Beispiel eine Baumkugel. Damit diese gesund und vital bleiben, aber auch ihre gestalterische Funktion beibehalten, sind regelmäßige Pflegeschnitte notwendig. Hierbei werden unter anderem totes Holz und beschädigte Äste entfernt, damit es nicht mit der Zeit zu einer Infektion mit Pilzen kommt.
Zudem werden die Bäume entweder ausgelichtet oder auf 1/3 zurückgenommen. Letzteres insbesondere dann, wenn länger keine Pflegemaßnahmen mehr durchgeführt wurden. Da es sich dabei um Formgehölze und nicht, wie oft von Passanten vermutet, um Kopfbäume handelt, wird auch kein Kopfbaumschnitt, sondern ein Formgehölz-Schnitt durchgeführt. Ein radikaler Rückschnitt in Stammnähe wie bei einem Kopfbaumschnitt würde dazu führen, dass sehr viele stammnahe Knospen im Frühjahr austreiben und die zukünftigen Äste in Konkurrenz zueinander treten.
In Folge dessen käme es zu einem sehr starken Wuchs und einer Verkahlung der inneren Baumkrone sowie dem Absterben der Äste, wie es leider in der Vergangenheit öfters geschehen ist. So können die Bäume im Frühjahr in Ruhe wieder austreiben und eine gleichmäßige kugelige Form bilden. Im Winter 2021/2022 bringen die Baumpfleger dann die Bäume in Form und überführen sie in die reguläre Pflege.